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Ich begrüsse Euch alle recht herzlich

  • Autorenbild: Astrid Sommer
    Astrid Sommer
  • 5. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Okt.

Ich begrüsse Euch alle recht herzlich.


Uns alle, die wir heute hier zusammengekommen sind, damit wir gemeinsam an Thomas denken

können, uns gemeinsam von ihm verabschieden und ihm auf unterschiedliche Weise danke sagen

können.

Ich freue mich vor allem darüber, dass der/die Eine oder Andere keine Mühe und keinen Weg

gescheut hat, um dabei zu sein, wenn wir Thomas an seiner jungen Birke gemeinsam und jeder für

sich auf Wiedersehen sagen.

Ich habe mir in den letzten Tagen überlegt, was kann ich hier und heute nun also sagen, welche

Worte sind die richtigen, welche Worte sind vor allem wichtig und welche werden Thomas vor allem

gerecht.

Ich persönlich habe in den letzten 4 Wochen wieder einmal viel dazu gelernt. Über das Leben, über

den Tod, über echte Freundschaft, über Mitgefühl, echte Hilfe und Füreinanderdasein. Und wie

plötzlich von einer Sekunde auf die andere das Leben einen mit voller Wucht in eine ganz andere

Richtung katapultiert.

Ich will vor allem auch meinem Sohn Leander danke sagen, der genauso von Null auf Hundert mit mir

im Akutmoment so unglaublich stark an meiner Seite war. Danke!

Ich sage Dir ganz besonders danke, Rüdiger, für alles, wo Du genauso plötzlich ab dem 11.April so viel

zu regeln hattest. Danke! Und dabei habe ich festgestellt, unübersehbar, Du bist wirklich groß

geworden, ein wirklich starker kleiner Bruder! Thomas ist todsicher sehr stolz auf Dich.

Und dass wir uns in den vergangenen Wochen auf ganz vielfältige Weise gegenseitig unterstützt

haben, menschlich und mit Herz und tatkräftig.


Und nun richte ich mein Wort an Dich, Thomas.

Dort, wo Du jetzt bist, das weiß ich ganz bestimmt, dort geht es Dir gut. So richtig gut.

Ich vermisse Dich. Du fehlst.

Thomas, Du warst mir wie ein Bruder. Wir haben uns gesagt, wir sind uns Bruder und Schwester. Wir

sind füreinander da.

Dafür danke ich Dir.

Ich habe Dir nun tatsächlich endgültig verziehen, dass Du mir regelmäßig ein Katcar vor der Nase im

Kindergarten weggeschnappt hast. Wir haben tolle Zeiten erlebt, als Kinder. Vorneweg unser

Detektivclub und so Vieles mehr.

Unübersehbar schon damals Dein feiner Sinn für Ästhetik.

Ich kann mich an keinen einzigen Schultag erinnern, an dem Deine farbliche Outfitkombi nicht

harmonisch passend aufeinander abgestimmt gewesen wäre. Nur gab es damals noch keinen

Seidenschal an Deinem Hals.

Später dann bist Du auf einer pinkfarbenen Vespa durch Donauwörth gebraust und hast den

Mädchen den Kopf verdreht. Unterstrichen haben Deine Cowboystiefel noch mehr den Sinn für

bewußte Extravaganz.


Ein eigenes Auto und der Führerschein waren Dir in der 12. Klasse wichtiger als diese stupide

Lernerei, und schließlich bist Du nach München ins Architekturstudium an die Fachhochschule

gegangen. Dann gab es viele Pläne, Ideen, neue Begegnungen, weg und richtungsweisende

einschneidende Momente. Deine Arbeit, Deine Mitarbeiter, Deine Projekte waren Dein Herzstück.

Egal, worum es ging, welches Problem es auch betraf, Du hattest immer ein offenes Ohr für andere.

Du warst nie wertend. Ich höre Dich noch sagen, Astrid, soll ich etwas dazu sagen? Dann bist Du nach

Deinem Punkteschema systematisch voran gegangen.

Bedächtig und sehr besonnen.

Ruhig, und freundlich.

Ich hatte solch einen Spaß mit Dir im russischen Vollgeschoß, Deinem Lada, übers Land zu fahren.

Was ein tolles Auto.

Du hattest Stil und hast das Schöne zelebriert.

Inclusive orange farbener Stoßdämpfer, der passenden kupferummantelten Kabelhalter oder Deine

Glühbirnen im Camper, die gleichzeitig Deine Musikboxen waren, die Klobürste selbstverständlich

aus ästhetischem Silikon, es gab nicht einfach einen Zaun, sondern einen geflochtenen Wein als

Begrenzung, dazu reichlich Lavendel, Kräutertöpfe und pflückreife Erdbeeren.

Du warst unglaublich zäh und fleißig, eigentlich kamst Du erst dann zur Ruhe, wenn alles erledigt

war, was selten vorkam.

Du hattest ein herzliches und volles Lachen, Du warst lustig, menschenverbindend und voller Ideen.

Halbe Sachen gab es nie, wenn nur ganze, und dann auch nur in der punktgenauen Perfektion.

Und dabei warst Du sehr sensibel, voller Gefühl und Genauigkeit.

Ich kann auch sicher sagen, Du hattest ein großes Talent, andere Menschen in egal welches Projekt

von Dir mithineinzuholen, sie ausgiebig zu beschäftigen. Die Projekte gingen Dir nie aus.

Und egal, wie schicksalshaft mancher Rückschlag auch war, Du hast immer wieder weitergemacht

und hast Dich nicht unterkriegen lassen.


Ich habe gestern einige von Euch gebeten, mir jeweils drei spontane Stichpunkte zu nennen, die Euch

einfallen, wenn Ihr an Thomas denkt.

Was wirklich heraussticht, was sich unsisono deckt- das waren seine Großzügigkeit, seine

Herzlichkeit, seine Genußfähigkeit, sein Lachen, sein Sinn für Ästhetik, für Perfektion, für gutes Essen,

für Gemeinschaftsrunden unterschiedlicher Art, seine Begeisterungsfähigkeit, seine Hilfsbereitschaft,

seine Zuverlässigkeit, seine Offenheit, seine Sensitivität, seine liebevolle Art.


Ob es die Grillabende am Pilsensee in froher Runde waren, mit extra leckerem Grillgut vom Markt

vom Schwabinger Elisabethplatz, die zahlreichen Essabende bei ihm zuhause, ganz gleich, es war

immer für alle gesorgt, das war ihm wichtig. Thomas hat keinen Unterschied zwischen den Menschen

gemacht, er ist jedem menschlich begegnet.


Ich erinnere mich an unsere Cabriofahrt im letzten Herbst bei Sternenhimmel mitten in der Nacht mit

dicker Jacke und Mütze, quer durch den Starnberger Landkreis, die Musik laut aufgedreht, froh und

leicht. Glücklich.

Ich habe mittlerweile auch verstanden, dass jeder von uns doch einfach nur glücklich sein möchte.

Ich glaube, wir alle streben ausnahmslos nach Glück und Zufriedenheit.

Thomas war glücklich, wenn er andere glücklich machen konnte.

Das zu erreichen gelingt nicht immer. Und die Mißstände dazwischen auszuhalten, das ist nicht

immer einfach.

Ich habe überlegt, was würde Thomas jedem einzelnen von uns hier und heute sagen wollen.

Ich glaube, es kann so klingen:

Genießt jeden Tag, seid gut miteinander, helft einander, bewertet nicht, Krisen können gemeistert

werden, steht wieder auf, auch wenn Ihr meint, es geht nicht mehr, gemeinsam gelingt alles besser,

lacht jeden Tag, lasst Euch von Äußerlichkeiten nicht blenden, pflegt die Beziehungen zu den

Menschen, die Euch lieben und die Ihr liebt, unterscheidet echte Freunde von falschen, habt ein paar

richtig gute Freunde, seid selbst Wegbegleiter, habt Mitgefühl, sprecht über Eure Gefühle, hört

einander wirklich zu, steht zu Euch selbst, bringt zu Ende, was Ihr angefangen habt, seid dankbar

über gutes Essen, genießt den Sonnenauf,- und untergang, genießt auch die Stille, macht jeden Tag

jemanden glücklich, liebt Eure Kinder, achtet auf Eure Gesundheit und schätzt sie, erlebt bewußt die

Natur und feiert das Leben, jeden einzelnen Tag, seid verbindend, respektiert Unterschiede,

akzeptiert, dass es nicht immer sofort eine Lösung gibt, versteht daß das Leben Höhen und Tiefen

hat, lasst los, was Euch nicht gut tut, entspannt zwischendurch, schaut auch in den Himmel, seid

aufrichtig und großzügig, vergesst Euch selbst dabei nicht, lebt und genießt Euer Leben, jeden

Moment, jeden einzelnen Tag, seid auch wagemutig, lasst Euch nicht unterkriegen und geht Euren

Weg, seid offen für Neues, für neue Begegnungen, urteilt nicht vorschnell, wählt Eure Worte mit

Bedacht, verzeiht Euch selbst und anderen, seid dankbar. Und behaltet mich in Eurer Erinnerung,

denkt an manch schönen Moment, den wir miteinander hatten und respektiert bitte meine letzte

Entscheidung, macht Euch bitte keine Vorwürfe, tanzt, spürt die Sonne auf der Haut, den Wind im

Gesicht und lebt.

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